Sabine Pinisch

#26 Wie werde ich die Angst los?

Auf jeden Fall nicht, indem ich sie einsperre….
Ich versuche es mal wieder mit Bildern:
Stellen wir uns die Angst doch mal einmal als Tier vor, oder als kleines Monster.

Wie das so aussieht, bleibt jedem selbst überlassen. Es hat ja jeder seine eigenen Ängste. Und da die Ängste in uns entstehen und aus unserer Fantasie kommen, sehen sie entsprechend so aus.
Diese kleinen Monster oder Tierchen haben sicher auch noch andere Eigenschaften, die uns ähnlich sind.

Vielleicht sind sie genauso bockig, vielleicht sind es auch ganz anhängliche Tierchen, vielleicht sind sie auch genauso freiheitsliebend wie wir. Kann alles sein.
Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, da sie aus uns erwachsen, sind sie uns irgendwie ähnlich.
Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass sie Hunger haben, dass sie wachsen und dass sie gesehen werden wollen.

Jetzt nehmen wir doch mal an, so ein kleines Monster will heute Nacht mal raus. Was passiert dann? Wir haben Angst. Wir kennen es nicht, es macht uns unangenehme Gefühle und Stress und das wollen wir nicht. Also schnell weg damit. Ab in die hinterste Ecke und wegsperren.

Das klappt auch sicher ab und zu. Wenn ich mich ablenke, verschwindet was kleine Monster erstmal wieder.
Wenn wir nun bei der Idee bleiben, dass das kleine Tierchen sind, lassen die sich das aber nicht gefallen. Genauso wenig, wie wir es uns gefallen lassen würden, wenn wir immer wieder weggesperrt
werden würden.
Also was macht das Monsterchen? Es sammelt Kraft um bei nächster Gelegenheit noch einmal zu erscheinen. Und die Gelegenheit wird kommen. Wenn es am Tag nicht klappt, dann auch gern in der Nacht.
Und so wachsen die kleinen Ängste über die Jahre zu kleinen Häufchen zusammen und verschaffen sich irgendwann Raum.

Wie werde ich nun die Ängste los?


Meiner Erfahrung nach, sollte man sie sich zumindest mal anschauen. Das fällt im ersten Moment sicher schwer, weil ich ja nicht weiss, was mich da erwartet. Aber es ist ein Teil von mir. Was soll es schon Schlimmes sein? Klar es kommen unangenehme Gefühle aber die gehen auch wieder.

Schön ist es immer, wenn man jemanden hat, mit dem man darüber reden kann.
Mir tut es gut, wenn so ein Gefühl aufkommt, dass ich es jemandem erzähle. Dann schauen wir es uns gemeinsam an und es ist erstaunlicherweise dann gar nicht so schlimm.
So funktioniert es ja auch ausserhalb unseres Kopfes.

Wieder ein Beispiel: Wenn ein kleines Kind Angst vor dem Monster unter dem Bett hat, bliebt die Angst so lange bestehen, bis es nachgesehen hat, ob da ein Monster ist. Das Monster wächst und wächst und irgendwann traut sich das Kind gar nicht mehr raus. Wenn es sich aber traut, der Angst ins Auge zu sehen und unter dem Bett nachzuschauen, dann wird sich herausstellen, dass es vielleicht nur die Katze war, die sich ein schönes Plätzchen zum Schlafen gesucht hat. Und wenn das alleine nicht klappt, dann kann Papa helfen. Da er mit der Angst nicht konfrontiert ist, weil es nicht seine Angst ist, kann er ohne Probleme helfen, gemeinsam mit dem Kind unter dem Bett für eine monsterfreie Zone zu sorgen.

Oft sind Ängste aus kleinen oder größeren unterdrückten Sorgen entstanden. Sie bauschen sich nur mitunter so stark auf, dass man den eigentlichen Grund nicht mehr sieht.
Wenn man der Angst dann ins Auge sieht, entblättert sie sich stückweise. Nur den Mut muss man erstmal haben.

Viele Dinge muss man erstmal anschauen um festzustellen, dass es gar nicht so schlimm ist. Aber dazu muss man hinschauen. Ich weiss nicht, was hinter mir steht, solange ich da nicht hingeschaut habe.

Auch so eine Situation kennt sicher jeder. Da läuft jemand hinter mir, vielleicht im Dunklen, und ich traue mich nicht mich rumzudrehen. Diese Gestalt wird im Laufe des Weges immer größer und unheimlicher. Und wenn ich mir es dann anschaue, ist es vielleicht die Nachbarin, die schnell heim will.
Und all die kleinen Dinge, die man nicht angeschaut hat, sind die kleinen Monsterchen, die sich bei uns verstecken. Und sie machen sich gerne größer um irgendwann mal gesehen zu werden.

Ein Tipp noch am Rande:
Monster hören nicht auf logische Diskussionen. Die sind ihnen egal. Hier geht es nur um Gefühle. 😉

 

Danke fürs Lesen….

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